Syrienreise 2019

Br. Petrus hat die Spenden aus „Bring ein Licht nach Aleppo“ seinen Mitbrüdern in Syrien übergeben.
Hier sein Reisebericht:

 

Am Ostermontag, dem 22.04 2019 sind Pfr. Stephan Rödl und ich aufgebrochen nach Syrien. P. Werner Mertens ermutigte mich früher schon, mit den Mitbrüdern Kontakt zu halten. Unsere Bemühungen um ein syrisches Visum bei der Botschaft waren fehlgeschlagen; unser P. Raimondo Romano, der Obere unseres Konventes bei „Bekehrung Pauli“ jedoch sagte mir dass das kein Problem sei. Und tatsächlich traf schnell ein Visadokument per whatsapp (!) ein mit der Versicherung, dass alles geregelt sei und wir uns keine Gedanken machen müssten.

Unser Flug war von Frankfurt nach Beirut, dort erwartete uns P. Fadi Azzar, der Pfarrer und Obere von Sahlieh (Damaskus) mit einem jungen Armenier aus der Pfarrei als Chauffeur mit dem syrischen Auto. Reine Fahrzeit von Beirut Flughafen zum Konvent in Damaskus sind nur eineinhalb Stunden, für die Grenzformaltäten kann man aber eine Stunde hinzurechnen. Unser erstes Ziel auf dem Weg zur syrischen Grenze war die Stadt Zahle in der Bekaa-Ebene, dort ist eine Schwester des Chauffeurs zu Hause und eine Kaffee- Pause war somit unumgänglich. Von Zahle sind es übrigens nur noch wenige Kilometer nach Balbek. Bevor wir zur Grenze kamen, fuhren wir noch eine Tankstelle an; momentan ist besonders Benzin und Diesel in Syrien Mangelware und limitiert: jedes Auto kann in 5 Tagen 20 Liter tanken – wenn es welches gibt. Also wurden noch Plastikkanister befüllt und auch große Trinkflaschen, die natürlich nie richtig schließen. Wegen des Gestankes mussten wir dann mit offenem Fenster fahren – dort oben im Gebirge sind wir immerhin schon auf 1000 Höhenmetern. Unser Fahrer rauchte trotzdem seine Zigaretten….
Die Grenzabfertigung im Libanon ging schnell und wir waren sehr gespannt wie das an der syrischen Grenze verlaufen würde. Doch auch da lief alles zügig, die Mitbrüder hatten uns ja schon angemeldet und in wenigen Minuten hatten wir das Visum.

Die Straße nach Damaskus ist in gutem Zustand, nur fährt man durch eine völlig dunkle Gegend, abgesehen von wenigen Dörfern. Selbst die Checkpoints haben nicht immer Licht, die Soldaten bedienen sich dort kleiner Taschenlampen. Unser Konvent Sahlieh befindet sich in einer relativ bürgerlichen Gegend unweit des Parlamentes. Dieser Konvent hat außer einigen Einschlägen relativ wenige Kriegsschäden zu beklagen. Durch den Mangel an Treibstoff kann man die Generatoren nicht benutzen (Elektrizität gibt es im Wechsel von 3 Stunden), dafür gibt es jetzt Autobatterien, die in der Zeit der Stromsperre ein kleineres Netz im Haus versorgen. Ich muss sagen: von dem Moment als wir im Haus ankamen, hatten wir sofort das Gefühl „zu Hause“ zu sein. Wir hatten 30 Kilo Schweinefleisch und Wurst dabei – in Syrien nicht zu bekommen.  P. Joseph Constantin, der vorherige Pfarrer ist der zweite Mitbruder dort und zeitweilig leben eine junge Spanierin und ein Italiener der für AFSI tätig ist, mit im Haus. Besonders habe ich mich aber gefreut, P. Luai Bsharat dort anzutreffen: wir waren zusammen in S. Salvatore für einige Jahre, 2014 wurde er zum Priester geweiht, war Kaplan in Betlehem und meldete sich dann für den Dienst in Syrien.

Seit 4 Jahren versieht er die Pfarrei Yacoubieh im äußersten Norden an der türkischen Grenze. Wie das benachbarte Knayeh, wo P. Hanna Jallouf schon seit 18 Jahren seinen Dienst versieht, sind das Dörfer die ursprünglich von Armeniern bewohnt waren, die in der Folge meist Lateiner wurden. Die Mission der Kustodie für Syrien war auch die Pastoral und Caritas für Christen anderer Konfession, um die sich oft niemand kümmerte. In Knaye sind von ursprünglich 4000 Christen nur 85 christliche Familien geblieben, in Yacoubieh sind von 5000 Christen nur ca. 60 Christen geblieben. Die anderen Einwohner sind jetzt Muslime, teilweise Rebellen. Aus beiden Dörfern stammen zahlreiche geistliche Berufe. Zwar mussten alle Kreuze und Figuren aus der Öffentlichkeit entfernt werden, doch kann Gottesdienst gehalten werden. Durch die Lage im Rebellengebiet sind die beiden Mitbrüder sehr isoliert; P. Luai hat in den letzten 4 Jahren sein Dorf kaum verlassen, auch um keine Problem zu haben, zurück zu kommen. Das ist aber momentan sein Problem; er ist blockiert in Damaskus weil es schwer ist, die Einreisegenehmigung ins Rebellengebiet zu bekommen. Für uns war das aber eine einmalige Gelegenheit, in den nächsten Tagen gemeinsam verschiedene Plätze außerhalb von Damaskus zu besuchen; P. Fadi erwies sich als idealer „Reiseleiter“: man konnte den Eindruck haben, als würde er die halbe Stadt Damaskus persönlich kennen: „Abbouna Fadi… Habibi….. Kifak….“…. Fadi achtet wenig auf seine Bedürfnisse, aber ständig ist er aufmerksam auf alles, was seinen Pfarrkindern fehlen könnte. Keinen Abend waren wir allein in der Klosterküche…..
Am Abend feierten wir noch die hl. Messe in der Kirche, am Ende eines „Emmaus-Tages“. Die Nacht war kurz in Damaskus, nein alle Nächte waren kurz in Syrien.

Am Dienstag führte uns der Weg zuerst in die Altstadt, vorbei am Parlament. Auf den ersten Blick sieht man dort nichts von Kriegseinwirkungen. Auf dem Markt angekommen, ändert sich das sofort: die „Waren“ die hier angeboten werden, wären bei uns auf den Wertstoffhof gekommen. Trotzdem; die Altstadt hat trotz allen Wandels der letzten Jahre ihren Charme behalten. Auf dem Weg traten wir in einen historischen Hamam wie man ihn sich wirklich vorstellt in aller orientalischen Schönheit. Als nächstes kamen wir zur „Großen Moschee“ und zuvor noch zum Mausoleum Saladins – schließlich hat ja Kaiser Wilhelm II ein Grabmal und die Renovierung des Mausoleums gestiftet. Die (wenigen) touristischen Orte in der Stadt sind gepflegt und offen. Vielen muslimischen Pilgern begegneten wir an und in der Moschee. Natürlich gehörte unsere ganze Aufmerksamkeit dem Grab Johannes des Täufers. Ich fand es bemerkenswert, dass auch das Taufbecken der vorherigen Kirche noch vorhanden ist. Die Ausmaße und Ausschmückung sind überwältigend, besonders der riesige in Marmor ausgelegte Hof. Von dort waren es nur wenige Meter bis zur „Geraden Straße“ der wir bis zum Christenviertel „Bab Touma“ (Thomas-Tor) folgten, um am „Haus des Hananias“ (auch ein Heiligtum der Kustodie) vorbei zu unserem Kloster St. Paulus zu kommen. Leider konnten wir die Mitbrüder dort nicht antreffen, es sind P. Bahjat Karakach und P. Antonio Louxa. Aber wir konnten die Kirche besuchen und die „Märtyrer von Damaskus“ verehren. Die Gebeine werden in einem Schrein in der Seitenkapelle der Kirche gezeigt. Kaum hatten wir diesen Besuch absolviert, kam ein Pfarrangehöriger, der uns ein typisches „Damaskus-Haus“ zeigte; von außen waren diese Wohnanlagen unscheinbar und eher abweisend, aber im Inneren zumeist mit Brunnen und Grün eine „andere Welt“.

Am Abend waren wir in der Oper eingeladen zu einer Art „Oster-Konzert“: ein bekannter melkitischer Chor sang christliche Ostermusik. Damit das nicht zu theoretisch abläuft, wurden Szenen aus Mel Gibsons „Passion Christi“ eingefügt. Auf dem Weg in die Oper fuhr neben uns ein Auto mit 3 muslimischen Damen in der ersten und 3 Damen in der zweiten Reihe. Ich war schon ziemlich verwundert, aber auf dem Heimweg waren wir zu siebt im Auto! Auch auf Motorrädern sah man oft 3 oder 4 Personen…… Immer war die Beschaffung des Benzins ein Problem, so konnte Fadi einmal nur 2 Liter bekommen und einige Minuten später 10 Liter. Natürlich gibt es lange Schlangen, aber der Abbouna musste sich nicht anstellen.  Es war auch ungewohnt, dass die Tankstellen mit bewaffneten Soldaten besetzt sind. Somit war es für uns auch nicht möglich Aleppo zu besuchen. Im Nachhinein stellte es sich aber als besser heraus, weil es in diesen Tagen in Aleppo zu Anschlägen kam.
Am nächsten Tag starteten wir zu einer Exkursion in den Norden, Ziel war Maalula und die christlichen Heiligtümer in dieser Gegend. Bis zum Stadtrand von Damaskus konnten die Rebellen vordringen, dann konnten sie mit russischer Hilfe aufgehalten und zurückgedrängt werden. Das heißt, dass wir dort die Zerstörungen sehen konnten: da waren keine Häuser zerstört, da lagen ganze Stadtgebiete in Schutt und Asche.

Unser erstes Ziel war Seidnaja, wohl der größte und bekannteste Wallfahrtsort in der Region. Besucher kommen auch aus Jordanien und dem Libanon und selbst an einem Wochentag in der Karwoche – die Orientalen sind eine Woche später dran – war die Kirche mit Gläubigen gefüllt, die samt den dortigen Schwestern (es sollen um die 40 sein) der langen Liturgie folgten. Der Klosterkomplex geht bis in die byzantinische Zeit zurück. P. Fadi führte uns gleich zur wundertätigen Ikone. Normal sprechen die Schwestern in dieser Zeit nicht, aber als wir erschienen und besonders P. Fadi, da öffneten sich Münder und Türen! Man darf nur barfuß in das Heiligtum eintreten, aber mit großer Freundlichkeit öffnete die Schwester den heiligen Schrein, betete mit und für uns, schenkte und Weihrauch, Armbänder und hl. Öl und segnete uns auch mit diesem. Es ging von dort weiter hinauf ins Gebirge zum Thomas-Kloster, wo die Melkiten ein großes Exerzitien- u. Bildungshaus betreiben. Dort findet man die Überreste eines römischen Tempels mit umfangreichen Installationen, von italienischen und spanischen Archäologen und P. Romualdo untersucht und in Buchform veröffentlicht. Der nächste Halt war dann oben auf dem Gipfel über Seidnaja, wo ein kleines griechisch-orthodoxes Kloster besteht. Noch während des Krieges haben die Russen dort eine riesige bronzene Christus-Figur auf einem gewaltigen Sockel errichtet: Christus segnet Syrien. Von den Rebellen wurde dieses Heiligtum angegriffen und bombardiert; zerstören konnten sie es nicht. Bei der Rückfahrt in den Ort, konnten wir eine Tankstelle finden, wo es Benzin gab: P. Fadi war glücklich, denn so konnten wir die berühmte Kreuzfahrerburg Krak de Chevallier und das Christen-Tal in unser Programm aufnehmen.

Das nächste Ziel war Maalula, das Christendorf wo noch aramäisch gesprochen wird. Über Maalula kann man sich gut im Internet informieren, hier nur die Eindrücke: das einmal schön an die Felsen geklammerte Dorf ist zu einem großen Teil zerstört und die meisten Einwohner sind geflohen. Der einzige sichtbare Aufbau war der Straßenbau, finanziert aus dem Ausland. Wir suchten einen Ort um etwas zu essen; ein winzig kleines Lokal (aber blitzsauber!) konnten wir schließlich finden. Die Besitzer konnten uns einiges über die schwere Zeit der Besatzung durch die Rebellen erzählen. Und vor dem Essen beteten wir gemeinsam – das Ehepaar in aramäisch. Wir besuchten das Kloster St. Thekla: die dortigen Schwestern waren lange Zeit entführt. Das Kloster macht jetzt schon wieder einen ansehnlichen Eindruck, aber man sieht noch ausgebrannte Räume und besonders fällt ins Auge, dass die Rebellen versuchten, die Kreuze und Ikonen zu zerstören. Auch die Kirche brannte aus, ist aber wiederhergestellt, nur die Fresken hat man dunkel gelassen. Viel haben die Schwestern den russischen Militärs zu verdanken, die gleich beim Aufbau geholfen haben und aus eigener Tasche für neue Ikonen gespendet haben. Durch ein enges Tal, ähnlich dem „Sik“ in Petra gelangten wir zum zweiten Kloster auf den Felsen Maalulas, das Kloster der hl. Sergius und Bachus, dessen Kirche als eine der ältesten der Welt gehalten wird. Die Altarplatten haben noch die Form, wie es für Tieropfer üblich war; mit Rillen und Abfluss. Überall wurden wir überaus herzlich begrüßt und umhergeführt.

Die letzte Etappe unseres Tagesprogrammes sollte Deir Mar Musa al Habaschi sein, hier sollten wir auch übernachten. Der Ort gilt als „Taize des Orients“ und der Gründungsort einer Gemeinschaft unter der Führung des Jesuiten Paolo dall Oglio. Von ihm fehlt seit Jahren jede Spur, sein Rolle wird sehr kritisch gesehen. Das Kloster liegt noch im Antilibanon, die Gegend wird am Fuße der Bergkette schon zur Wüste. Wir kamen bei den letzten Sonnenstrahlen an einem Parkplatz an und ich konnte über das Fotomotiv – das Kloster klammert sich förmlich an die Felsen in schwindelerregender Höhe – nur staunen. Staunen musste ich aber auch bei der Information dass dort oben unser Nachtquartier sei. Es sind um die 400 Stufen…..  Also haben wir unser Gepäck erst einmal sehr reduziert. Es kam aber gleich ein kleiner Eisenkäfig für die Taschen über ein Seil an. Man hatte uns also von oben schon beobachtet. Der Hauptkomplex mit der byzantinischen Kirche ist festungsartig, nur kleine Öffnungen wie Schießscharten sind von außen zu sehen. Die Gemeinschaft ist international, hat aber nur 8 Mitglieder und untersteht der Jurisdiktion der Syrisch Katholischen Kirche. Was uns als „Prayer“ untergeschoben wurde, war eine lange Gebetszeit mit anschließender langer Messe auf dem Boden der Kirche. Sehr spät nachts gab es ein arabisches Abendessen und dann suchten wir die sehr sehr spartanischen Quartiere auf. Der unvergleichliche Morgen im Gebirge entschädigte etwas für den Aufwand.

Am Donnerstag wollten wir bis zum Christental kommen, also haben wir nach dem Frühstück zügig die Zelte abgebrochen und als nächster Ort stand für uns Qala in der Wüstensteppe auf dem Programm. Dort gibt es eine ähnliche Gründung einer ehemaligen Karmelitin. Die Gemeinschaft von Qala ist auch international und die Bewegung die dahintersteht, ist mittlerweile Träger verschiedener Krankenhäuser und einer der größten Partner für internationale Hilfswerke. Dort begegneten uns muslimische Schulklassen, die Lehrerinnen mit Megaphon ausgestattet. Am Anfang waren die Kinder recht scheu – aber nach ersten zaghaften Kontakten kamen sie alle auf uns zu.

Von Qala fuhren wir noch zum Krak de Chevallier. Das Dorf am Fuße der Burg ist sehr zerstört aufgrund der Kämpfe gegen den IS der sich im Inneren verschanzt hatte. Der Kartenverkäufer machte auch gleich die Führung selbst, es sind ja kaum Besucher hier. Auf dem Rundgang trafen wir die ungarischen Restauratoren, deren Chef („Herr Wagner“) Professor einer katholischen Universität ist und dessen Sohn das Franziskanergymnasium besucht. Von der Burg aus besuchten wir im Nachbarort noch ein Heiligtum des hl. Georg. In den Kirchen des Landes findet man überall Menschen, hier war es ein Ehepaar mit dem Neugeborenen und dem stolzen Opa, die ihr Baby der Fürsprache des hl. Georg anvertrauen wollten. Die Rückfahrt nach Damaskus konnten wir antreten, nachdem Fadi am Straßenrand Benzinverkäufer fand: dort gibt es Benzin aus dem Libanon, die Grenze ist nicht weit. Wir kamen am Abend nach Damaskus zurück, nachdem wir einige Gebiete passiert hatten, wo alles zerbombt und zerstört war.
Der nächste und letzte Tag war der Karfreitag der Orientalen. Am Morgen fuhren wir zur Altstadt, wo am Eingang der „Geraden Straße“ einige russische Militärfahrzeuge aufgefahren waren. Die Mitbrüder klärten uns auf, dass doch heute Karfreitag für sie sei und sie in der orthodoxen Kirche beim Gottesdienst sind. Wir konnten die Kirche besuchen an der Stelle wo der hl. Paulus im Korb von der Stadtmauer gelassen wurde. In Bab Touma haben wir die Hananias Kirche besucht und dann sind wir hinaus gefahren zum Konvent der „Konversion des hl. Paulus“. Dort ist das Heiligtum sowie das „Ökumenische Zentrum“ welches momentan eher als „Soziales Zentrum“ funktioniert. Drei Schwestern der Franziskanerinnen arbeiten mit P. Raimondo zusammen. Es gibt einen Kindergarten, einen Gästebetrieb, die Ausbildung der Katechisten und im Haus werden kostenfrei Kranke zur Pflege aufgenommen. Die Gegend hier ist wesentlich ärmer als in Sahlieh, aber durchweg christlich. Beim gemeinsamen Mittagessen wiederholte P. Raimondo das, was alle Mitbrüder immer wieder ausdrückten: Kommt uns in Syrien besuchen, wir werden alles tun um Euch eine angenehme Reise zu ermöglichen! Man konnte spüren, dass die Mitbrüder sich isoliert sehen und sich wirklich über Besuch sehr freuen.
Bei der Weiterfahrt sah ich eine moderne griechische Kirche und wir hielten, damit ich Fotos von den Aufbauten zur Karfreitagsprozession machen konnten. Im Hof neben der Kirche arbeiteten die jungen Männer und waren natürlich kolossal stolz, dass ein Abbouna sich für ihre Arbeit interessierte. Es war nicht so einfach, wieder weiterzukommen.

Am Nachmittag gab es in der Pfarrei in Sahlieh ein „Fest des Katechismus“. Das heißt, die Kinder kommen während der Woche in die Räume der Pfarrei für den Katechismusunterricht, den junge Laien geben. Und nun war der Kurs zu Ende und man hatte ein Fest organisiert. Es waren nicht alle Kinder und Eltern dabei weil für alle Orthodoxen ja Karfreitag war. Leider fehlt in dieser Pfarrei ein Saal, man trifft sich auf dem Hof was natürlich im Sommer und Winter nicht sehr angenehm ist. P. Fadi hat zwar noch nicht alle Gelder für den Bau eines Saales, will aber in den kommenden Wochen schon mal anfangen…..
Am Abend finden überall Prozessionen statt. Wir fuhren in Richtung der griech.orthod. Bischofskirche. Schon auf dem Weg war kaum mehr ein Durchkommen, dort angekommen wartete die Menschenmenge vor der Kirche, wo schon seit knapp 3 Stunden die Liturgie vom Patriarchen zelebriert wurde. Am Ende der Liturgie entwickelte sich die Prozession mit den Pfadfindern, die Fackeln trugen und mit Trommeln und Trompeten recht seriöse Musik machten. Fadi erzählte, dass es erst das zweite Mal nach dem Krieg sei, dass diese Prozession möglich ist und dass viele Christen auch aus der Umgebung gekommen seien. Große Plakate erinnerten, dass immer noch 2 Bischöfe vermisst werden, einer der Bruder des Patriarchen.

In der gleichen Nacht fuhren wir wieder zurück nach Beirut. Auch dieses Mal ging alles gut an der Grenze. Im Ganzen möchte ich festhalten, dass wir uns im Lande sicher fühlten, auch wenn es viele Checkpoints gibt. Natürlich wäre das meiste nicht möglich gewesen ohne unsere Mitbrüder, die sich einmalig um uns mühten. Von Knajeh rief mich P. Hanna an und auch P. Antonio Louxa meldete sich telefonisch, weil wir uns nicht sehen konnten. Alle Mitbrüder laden nach Syrien ein – und das meinen sie ernst. Ich hätte nicht gedacht, dass sich alle so über einen Besuch freuen würden.
An einem Abend in der Küche in Sahlieh fragte ich Luai, ob er denn keine Angst hätte, so allein auf seinem Dorf. Klar hätte er Angst, aber er hat sich doch freiwillig gemeldet für Syrien. Und beide, er und P. Fadi sagten über ihre Motivation: was den Menschen hier fehlt, das ist unsere Motivation.

 

Br. Petrus Schüler ofm