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Willkommen auf dem Hülfensberg

Jesus ist unser gemeinsames Fundament

Reformationstag, 31. Oktober Hülfensberg

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther im 3. Kapitel  (3,10-16)
Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter.
Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.

Lesung aus dem Matthäusevangelium im 7. Kapitel (7,24–27)
In jener Zeit sagte Jesus: Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mensch, der sein Haus auf Fels baute.
Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Die Predigt von Br. René

Zwei Baustellenlesungen. Paulus an die Korinther: Wir sind Gottes Mitarbeiter - ihr seid Gottes Bau. Jesus an seine Freunde: Baut auf das richtige Fundament und sorgt dafür, dass es fest ist. Sonst schwemmt es die erste Flut davon.
Gottes Mitarbeiter und Gottes Bau. Wir sind beides. An anderer Stelle heißen wir auch lebendige Steine. Du und ich. Wir zusammen.
Jesus Christus, unser Fundament – so das Motto unseres gemeinsamen Pilgerweges.

Eigentlich ganz klar – für alle vermutlich: Was sollte das Fundament sein für uns Christen, wenn nicht Christus? Jesus ist unser aller Fundament. Wir stehen und fallen mit bzw. ohne ihn.
Eigentlich ganz klar. Jesus ist das Fundament. Würde jeder sagen, oder fast jeder. Nach dem Fundamentlegen kann der Bau beginnen und da denke ich am Reformationstag besonders daran, wie merkwürdig es für Jesus sein muss, wenn auf seinem einen Fundament zwei Kirchen errichtet werden.

Vielfalt finde ich wertvoll – doch ich will die Spaltung nicht als Vielfalt schönreden. Und um Spaltung zu finden, gehe ich nicht zur Reformation zurück, sondern kann sie geballt in meiner Herkunftskirche finden: Ob liberal oder konservativ ist noch keine Spaltung, eher Vielfalt. Doch Spaltung tritt überall auf: Wo Menschen nicht mehr miteinander reden. Wo nur noch übereinander geredet wird. Wo ich mir wünsche, dass einer nicht mehr kommt, nicht dazu gehört.
Eigentlich ganz klar: Jesus ist das Fundament. Doch mit der und dem will ich nicht gemeinsam darauf stehen. Das finde ich nicht nur in der Gesamtkirche, auch in der Gemeinde. Das finde ich auch in einer Ordensgemeinschaft. Und schließlich: das finde ich auch in mir selbst.

So wie ich bin - kann ich da auf dem Fundament stehen? Oder ohne das Bild: Kannst Du mich so lieben, wie ich bin, Jesus?
Und gerade das ist seine Botschaft - Jesus geht zu den Kranken, den in sich gespaltenen Menschen, um sie zu heilen, heile zu machen, ganz zu machen und die Trennungen zu überwinden. Die Erfahrung darf ich immer wieder machen. Und dann erst wird für mich diese Losung, dieses Wort: Jesus ist unser Fundament; wirklich herausfordernd: Kann ich darauf vertrauen? Vertraue ich darauf, dass ich wirklich geliebt und ganz und gar angenommen bin? Das ich durch Jesus und auf ihn hin geschaffen bin und durch ihn und sein Kreuz gerecht gemacht wurde?

Manchmal habe ich dieses Vertrauen, manchmal lebe ich in diesem Vertrauen – und dann kann mich in diesen Momenten nichts umwerfen – dann stehe ich tatsächlich auf diesem gemeinsamen Fundament – und in diesen Momenten ist mir auch ganz klar, dass diese Zusage Gottes für alle Menschen gilt: Du bist mein geliebtes Kind. Und in diesen Momenten wird die Spaltung in der Familie, in der Ordensgemeinschaft, in der Gemeinde, im Dorf, in der Gesamtkirche und unter den christlichen Kirchen wieder das, was es eigentlich ist: Ein Skandal. Ein unglaublich trauriger Zustand. Etwas, was nicht richtig ist - etwas, das sich falsch anfühlt – etwas, das entzündet ist und nach Heilung ruft.
Jesus ist unser gemeinsames Fundament - eigentlich ganz klar. Eigentlich. Dieses eigentlich. Es muss weg, damit ER wirklich mein und unser Fundament sein kann.

Ein Baustellenbild noch am Schluss: Unsere Klostermauer ist eingestürzt, teilweise. Sie wird kunstvoll wieder aufgebaut und es wird ein spezieller Mörtel dafür verwendet: Einer, der das Wasser durchlässt, damit es sich nicht ansammelt und durch die Witterungen dann die Mauer wieder zerstört. Ich glaube, dass es falschen Mörtel gibt, der in uns, in unseren Gemeinden, in unseren Kirchen zwar bombenfest etwas zusammenhält, jedoch dadurch die Spaltung zementiert. Vielleicht können wir beim Gehen später gemeinsam entdecken, was falscher Mörtel in mir ist, Ansichten, die andere ausschließen, Glaubenssätze, die trennen wollen und nicht vereinen.

Jesus ist unser Fundament – und nur so kann es richtig sein - Ich kann nicht sagen: Jesus ist mein Fundament und nicht unseres. Das längste überlieferte Gebet Jesu im Johannesevangelium dreht sich um die Einheit: Vater, sie sollen eins sein wie wir eins sind. Diesen Herzenswunsch Jesu teilen wir miteinander - eigentlich. Diesen Herzenswunsch Jesu müssen wir doch ernst nehmen und überall dort wieder wach werden, wo wir uns mit Trennung und Spaltung schon abgefunden haben.

Heute am Reformationstag ist ein Feiertag - für uns hier und im Himmel: Es kommt zusammen, was zusammen gehört – das ist nicht eigentlich ganz gut: es ist gut!
Denn Jesus ist unser aller Fundament! Amen.